Ob es die geringen Absatzzahlen waren die das Produktionsende bei Robbe herbeiführten? Wer konstruierte den Vampir? Man weiss es nicht...Einige meiner gesammelten Berichte über diesen interessanten Nurflügel aus den einschlägigen Fachzeitschriften bescheinigen dem Flugmodell ein sehr gutes und gutmütiges Flugverhalten. Zur Objektsicherung und Untersuchung kaufte ich schon vor drei Jahren einen Baukasten der bis heute auf dem Dachboden liegt. Es ist ein sehr interessantes Studienobjekt, denn es bietet einige nurflügeltechnische Leckerbissen die dem einen-oder anderem Spezi bestimmt nicht entgangen sind.
Was ist das Besondere am Vampir?Klaus Jakob hat sich noch einen der letzen Vampire gesichert und berichtet uns....
Den Vampir habe ich erstmals beim einem Nurflügeltreffen (ich glaube 1988) in
Versmold gesehen. Geflogen wurde er von Kai Erdmann, damals Herausgeber der Aufwind.
Der Vampir war neu auf dem Markt, die Nuri-szene noch nicht so weit verbreitet wie heute.
Dementsprechend hob sich der Vogel mit seinem Möwenknick, der hohen Streckung und
seine 3,17 m Spannweite angenehm aus der Masse der übrigen Nurflügler hervor.
Es wurden eben doch noch viele "Bretter" geflogen, und es gab es eine größere
Vielfalt an Konstruktionen. Leistungsstarke und handliche Pfeile waren gerade im
Entstehen. Dieses waren für mich damals bleibende Eindrücke. Es vergingen
zwölf Jahre, bis ich kurz vor dem Inter-Ex 2000 feststellte, daß ich keinen
Flieger hatte. Zugleich erinnerte ich mich, in unserem Bastel- und Modellbauladen einen
verstaubten Vampir-Baukasten gesehen zu haben. Ein kleiner Preisnachlaß
erlöste den Bausatz aus seinem Dornröschenschlaf, und innerhalb kurzer
Zeit war der Vogel aufgebaut: 4 Flügelteile, Balsa/Styropor, sauber gefertigt,
und eine Menge Sperrholzteile für den Rumpf. Dieses erinnerte eher an ein kleines
Boot, als an einen Flugzeugrumpf. Die Flügelstähle (je zwei pro
Flügelhälfte) sind aus Flachmaterial, nur 5x1 mm stark, und sind von
Sperrholzzungen umgeben. Diese Sperrholzzungen passen in ABS-Taschen, die erst
aufgebaut und dann in den Flügel eingeklebt werden müssen. Diesen Punkt
würde ich bei einem Neubau unbedingt anders machen: einen Flachstahl 10x1
und einen Stahldraht D=2 mm in passende Messinghülsen. Dies schafft außerdem
mehr Platz im Rumpf und der Zusammenbau des Fliegers ist leichter, da die Sperrholzzungen
in den ABS-Schächten gerne klemmen. Die Servos sollen laut Plan in Rumpfnähe
montiert werden, ich habe sie jedoch in den Schacht im Flügel eingebaut, an die
Stelle, an der die Umlenkung des Gestänges geplant war. Schwerpunktprobleme
gab es dadurch nicht, in die Nase kamen 60 g Blei. Das Gesamtgewicht betrug nur 1550
Gramm.
Die Auslegung:
so ganz sicher bin ich mir über das Konzept noch nicht; es ist nicht das
Stromburg-Konzept, der Flügel ist geometrisch bis zum Knick nicht geschränkt.
Das etwa 12,5% dicke Wurzelprofil scheint druckpunktfest, das Profil sieht auch im
Knick und außen so aus. Eine Schränkung wurde den Flügelsegmenten
nicht verpaßt, es kann jedoch ein Schränkungssprung ab dem Knick vorhanden
sein. Dies könnte auch die Gutmütigkeit beim Fliegen erklären, sowie
das trotz des flachen Möwenknicks geringe negative Gieren. Um alle aerodynamischen
Werte zu erhalten, bedarf es einer gründlichen Nachmessung. Diesen Aufwand wollte
ich nicht mehr betreiben.
Zum Fliegen: der Vampir flog auf Anhieb, Schwerpunktkorrekturen waren nicht nötig. Er liegt ruhig in der Luft und am Sender, fliegt recht langsam und brav, und schiebt nur wenig. Im Langsamflug natürlich etwas stärker als im "Schnellflug". Der Schnellflug ist aber immer noch recht moderat, die kleinen Wölbklappen verhelfen ihm auch nicht zu viel mehr Fahrt, wenn sie leicht nach oben ausschlagen. Werden sie nach unten ausgefahren, so wird der Vogel langsamer, aber die Sinkgeschwindigkeit nimmt leider nur wenig ab. Besser wirken die Wölbklappen bei zügigem Fliegen, wenn sie mit dem Höhenruder gekoppelt sind: der Kurvenflug wird noch angenehmer, der Auftrieb bleibt etwas besser in der Schräglage erhalten. Bei einem eventuell notwendigen Umbau werde ich sie in Spannweitenrichtung verlängern, auch die Breite an der Wurzel werde ich vergrößern. Der Pfeilwinkel ist groß genug, um eine sinngemäße Wölbklappenwirkung zu erreichen. Hochstarts an der Elektrowinde habe ich nur wenige gemacht, sie verliefen alle problemlos. Am meisten flog ich den Vampir an sanften Hängen bei leichtem bis mäßigem Wind. Aufgefallen ist mir, daß er beim Landen sehr viel schwieriger auf den Boden zu drücken ist, als andere Nurflügel. Vielleicht hatte ich auch mehr Scheu davor, den filigranen Flügel mit seinen hängenden Ohren so vehement in das Gras zu dreschen, wie ich das bei den anderen Nuris mache; bis jetzt haben die Ohren jedoch klaglos auch unsanfteren Landungen standgehalten. Loopings sind kein Problem, sie sehen jedoch recht komisch aus, wenn das "M" des Möwenflügels plötzlich zum "W" wird. Rollen macht er auch, aber nur unwillig, nach langem Fahrtaufholen. Da das dicke Profil in Verbindung mit dem leichten Flügelgewicht einen E-Antrieb zu verkraften schien, wurde dem Vampir ein Motoraufsatz gebastelt. Speed 540 BB, Getriebe und 7 Zellen. Gewicht insgesamt: 730 Gramm. Da der Empfängerakku und das Blei wegfallen, ergibt sich ein Startgewicht von 2130 Gramm. Handstart ist möglich, der Antrieb ist nicht gerade der stärkste, doch man kann etwa 2 schöne Steigflüge machen. Die Sinkgeschwindigkeit schien mir allerdings doch merklich höher als vorher. Und die Sinkgeschwindigkeit ist auch das, was mich am Vampir doch etwas wundert: er ist leicht, und bleibt doch nicht allzu lange oben. Sind die Außenflügel doch ordentlich geschränkt? Das angenehme Flugverhalten spricht dafür. Und außerdem: wer wollte schon bei dem Flugbild auch noch die Leistungen einer Hochleistungskampfmaschine erwarten? Der Vampir ist ein netter, alltagstauglicher Nurflügel, mit einem schönen Flugbild.
Klaus Jakob 08.2001